18.06.2009

ZITTY ARTIKEL von Barbara Fuch 18.06.09



Soloabend : Paul und Paula – eine Legende


Schmal und etwas verloren steht eine junge Frau zwischen Bierkästen und Kühlschrank auf der Bühne. „Hallo, ich bin Paula. Ich warte auf Paul“, sagt sie mit fester Stimme. Dann greift sie in die E-Gitarre und singt das berühmte Lied der Puhdys: „Geh zu ihr“. Mutig. Aber geht denn das? „Paul und Paula“ aus den 70ern war der schönste Liebesfilm des Ostens, weil es den Autoren Ulrich Plenzdorf und Heiner Carow gelang, die Widersprüche zwischen individuellem Glücksanspruch und DDR-Realität aufzuspüren. Kann eine Spielerin allein das alles schultern?

Rike Schubert kann. Authentisch setzt sie die Liebeskraft der Paula, deren Lebensmut und deren Überforderung in Szene. Sie ist kraftvoll und empfindsam und in ihrem Spiel unangestrengt und präzise. Genial die Regieidee, Porträtfotos und Puppen zu Akteuren zu machen. Der treulose Kindesvater wird zusammengeknüllt und in die Tonne geworfen. Paul (ein fast lebensgroßes Illustriertenfoto) darf ans Mikrofon. Hier klopfen die Herzen, hier entsteht Sprachlosigkeit. Rike Schubert fordert die Imaginationskräfte des Publikums heraus. Es knistert bei erotischen Szenen, es wird still, wenn der Tod kommt. Die Puppenspielerin Tilla Kratochwil gibt ein gelungenes Debüt als Regisseurin. Ein berührender Abend.

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